Ägypten Reiseblog 2020 – Teil 2
Ägypten Reiseblog 2020 – 2 ½ Wochen in Wadi Lahami
Heute: Teil 2 – die Welt steht still und Corona feiert eine wilde Party.
In Teil 1 unseres Reiseberichts haben wir Dir schon erzählt, dass die ersten 2 Wochen eine fantastische Zeit mit noch fantastischeren Menschen waren. In Woche 2 hielt das Thema Corona / CoViD-19 doch immer mehr Einzug in unsere Gedanken und Gespräche. Neue Gäste berichteten von Europa, Kontrollen am Flughafen und über das Web und Social Media haben uns immer mehr besorgte Nachrichten von Freunden erreicht. Ob es uns gutgeht, wie die Lage im Camp ist, ob wir überhaupt eine Idee haben was in Europa/Deutschland gerade abgeht und vieles mehr.
Krass. Hat uns beschäftigt – und nebenbei auch gefreut, wie viele Menschen aus Deutschland und der Welt an unsere kleine Reisegruppe am Rand der Wüste gedacht haben!
Die Stimmung im Camp und in der Gruppe war trotz Omnipräsenz von CoViD-19 in den Medien und auch unseren Gesprächen gut und wir haben erstmal beschlossen, alles regulär weiterlaufen zu lassen. Reisewarnung für Ägypten gab es nicht, unser Camp befindet sich weit abgelegen von Dörfern/Städten, Touristen von außerhalb unserer Gruppe gab es kaum. Und doch wurden die Nachrichten und Berichte aus dem In- und Ausland immer mehr…der erste deutsche Corona-Tote in Ägypten sorgte auch bei uns nicht wirklich für gute Stimmung.
Wir haben angefangen, uns nach alternativen Rückflugoptionen umzuhören. Versucht, unsere Situation aus Krisensicht einzuschätzen – sind wir hier evtl. sicherer als im „HotSpot Europa“? Macht eine überhastete Abreise zurück ins Krisengebiet Deutschland Sinn? Je mehr wir über die Optionen nachgedacht und gesprochen haben, desto klarer wurde: es gibt immer Pro und Contra für jede Option, ganz egal, wie man argumentiert.
Für die später anreisenden Gäste haben wir in Absprache mit den Camps vor Ort eine Möglichkeit gefunden, wie Buchungen unkompliziert storniert oder innerhalb der nächsten 12 Monate nachgeholt werden können. Wer kommen wollte, war herzlich eingeladen – aber niemand musste seine Reise antreten, wenn die Sorge vor der Pandemie zu groß war.
Aus unserer Sicht völlig verständlich, schließlich sind Sorge & Angst nicht immer mit guten Worten zu bewältigen. Und so kam es, dass die ersten Stornierungen uns per Mail erreichten – traurig, aber wie gesagt absolut nachvollziehbar. Uns taten vor allem unsere Kunden leid, die sich schon seit Wochen und Monaten auf die Reise gefreut hatten. Aber hey, aufgeschoben ist nicht aufgehoben – wir sehen uns noch im Wadi!
Dann wurde es plötzlich heikel – am 16. März wurde bekanntgegeben, dass am 19. März 2020 um 12:00 die Flughäfen in Ägypten für 14 Tage ihren Betrieb einstellen werden und alle ausländischen Flüge ausgesetzt werden. Mit einem Schlag war das Thema Corona & Rückholung damit wieder im Fokus:
Wer fliegt noch vor der Schließung? Was passiert mit den Leuten, bei denen der Rückflug in genau diesen Zeitraum fällt? Was ist mit den Gästen, die während der Sperrung anreisen würden? Großes Chaos, da a) sehr kurzfristig und b) von Seiten der Fluglinien die Informationspolitik gegenüber den bereits gebuchten Fluggästen sehr unterschiedlich ausfiel.
Beispiele gefällig?
Involatus schickt einen Tag nach der Ankündigung 2 Gästen eine Flugplanänderung zu, Rückreise 4 Tage früher als geplant. Abflug am nächsten Tag. Dem nächsten Kunden schickt Involatus erst Tage später eine Info, dass der Flug storniert wird. Keine Alternative, keine Kontaktinfos.
SunExpress verweist erst auf eine eMail-Adresse, die man aufgrund der hohen Nachfrage anschreiben soll. Innerhalb von 48h kommt eine automatische Antwort, dass man bei Abreisen innerhalb der nächsten 3 Tage die Hotline anrufen soll (wenn man überhaupt durchkommt, gerne mit 20-30min Wartezeit – bei 2,59€/min kein günstiger Spaß). Abreisen, die später als 72h entfernt sind, mögen auf die eMail antworten und mitteilen, wann ihr geplanter Abflug geht und ob eine Umbuchung gewünscht ist.
Auf diese Mail haben Susi und ich bis heute noch keine Antwort – unser Rückflug wäre aber auch erst Ende April, also sind wir von der Sperrung ja „eigentlich“ nicht betroffen…wäre da nicht die weltweite Reisewarnung und eine großangelegte Rückholaktion der BRD. Ein anderer Kunde bekommt die Info, dass bis zum 23.03.2020 Rückflüge von SunExpress organisiert werden und dass er seinen Flug gegen Aufpreis umbuchen kann.
Easyjet informiert über die Website, dass alle Flüge storniert sind und man sich noch verfügbare Flüge auf first-come-first-serve-Basis neu kaufen kann. Diese wurden teilweise am nächsten Tag schon wieder storniert. Preisniveau bis 1600€ pro Flug (auch bei Condor und anderen Anbietern). Warum sollte es auch in einer globalen Notsituation nicht primär um kommerzielle Interessen gehen, klar – aber das ist ein Thema, was weit über dieses Ägypten Reiseblog 2020 hinausgeht…
FTI ist überlastet und informiert, dass man sich bei den Kunden meldet. Bis heute keine Info über die ausgefallenen bzw. stornierten Flüge. Ein Gast fragt bei seinem Reisebüro in Berlin nach, ob der Flug am nächsten Tag regulär stattfindet. Reisebüro informiert sich bei FTI und bestätigt, dass der Flug ab Marsa Alam geht. Gast ist 3h vor Abflug am Flughafen und erfährt nur auf Nachfrage, dass der Flug doch ab Hurghada geht und man doch vor einer Stunde rumgelaufen sei und Ansagen gemacht hätten, dass die Fluggäste sich auf eigene Faust auf den Weg nach Hurghada machen sollen, um den Flieger noch zu bekommen. Fahrtzeit 2,5h mit Taxi, die Fahrer am Flughafen verlangen dafür 120€. Kostenübernahme durch FTI à negativ.
Nachdem klar wird, dass der Transfer selbst mit einem schnellen Taxi den Flieger nicht mehr rechtzeitig erreichen würde, bekommt der Fluggast eine Zusage, dass man ihn auf den nächsten Flug ab Hurghada am folgenden Tage umgebucht hätte. Man würde ihm die Bestätigung an die hinterlegte Telefonnummer schicken. Zurück zu uns ins Camp darf der Gast nicht mehr (da Flughafen als Risikogebiet eingestuft wurde). Eine Unterkunft kann FTI genausowenig organisieren wie einen Transfer nach Hurghada – wir übernehmen die Orga, schicken ein Taxi (für 60€) und organisieren per AirBNB eine Übernachtung in Hurghada.
Am nächsten Morgen steht unser Gast in Hurghada bei FTI und erfährt, dass er auf keiner Liste steht und daher nicht mitgenommen werden kann. Hurra…und Susi und ich konnten auch nicht mal eben hinfahren, da wir sonst unsere Gruppe hätten aufgeben müssen. Quarantäne und so…
Alles das innerhalb von 48h, Du kannst Dir vorstellen, dass bei uns die Köpfe, Handys und Internetverbindungen heißgelaufen sind. Die gute Nachricht ist, dass wir durch permanenten Kontakt mit den Gästen und durch die engagierte Unterstützung der Redsea-Divingsafari am Ende alle Gäste gut nach Hause bringen konnten. Auch wenn es – wie im Fall des FTI-Gastes ein paar Jahre Lebensenergie gekostet hat 😊
Wie es dann mit den verbleibenden Leuten im Camp vor Ort weitergegangen ist, erfährst Du im Ägypten Reiseblog 2020 Teil 3…
6 Kommentare
Ich würde gleich wieder mit Euch verreisen!
Danke für die tolle Unterstützung.
Neben den Stress habe ich auch viel Neues und gutes erfahren.
Nun bin ich zu Hause.
Am meisten gefreut habe ich mich als ich endlich eine Bordkarte in den Händen hielt, mir kamen fast die Tränen…
Bleibt alle gesund!!!
Ich muss noch ein bisschen für’s Kiten lerne ;-))
Bin eben nochmal unsere Chats durchgegangen, zwischen Dir und mir, Dir und unserer Orgagruppe, der Orgagruppe und mir…Du kannst glauben, uns allen kamen die Tränen, als Du uns geschrieben hast, dass Du im Flieger sitzt :-*
DANKE!!! :-,*
Ich sagte bereits,
wir brauchen selber einen Learjet 🙂
In solchen Situationen, die beste Versicherung. Wenn wir ihn nicht selber brauchen, dann vermieten wir ihn. Zur Not auch an die Bundesregierung. Dann hätten sie zumindest ein funktionierendes Flugzeug mehr. Ok, wir brauchen auch Piloten die mit dem Teilchen umgehen können. Thilo, wir sollten noch einmal darüber nachdenken 😉
Krasse Geschichte das alles.
Ich fürchte, Teil 3 wird es noch toppen . . .
Nächstes Jahr holen wir alles nach 🤙🏻
Hmhmhm…ich fürchte, da müssen erst noch ein paar Virus-freie Jahre kommen, bis wir uns sowas leisten können…aber ich schreib es mal auf die Liste mit den Weltherrschaftsplänen 😉
[…] kam die Info, dass die Flughäfen in Ägypten für 14 Tage gesperrt werden sollen. Da wir – siehe Ägypten Reiseblog 2020 Teil 2 – größtenteils keine Informationen zu unseren Rückflügen bekamen, haben wir alle […]
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