Unfall am Greifswalder Bodden – eine Bitte…
Liebe/r Leser/in, Freund/in und Wassersportler/in!
Nachdem wir aufgrund eines Unfalls im Laufe des Tages mehrere Anrufe und Nachrichten bekommen haben, ob bei uns alles in Ordnung ist und ob es „jemand von uns“ war, möchten wir kurz eine Entwarnung und Bitte rausschicken:
Entwarnung
Ja, es gab heute in unserer Region einen Unfall, bei dem Medienberichten zufolge ein Kitesurfer an Land/auf die Straße geschleudert wurde. Der Spot war allerdings nicht Loissin, sondern Ludwigsburg. Soweit wir wissen, ist der Mann wohlauf und glimpflich davongekommen. Wir drücken die Daumen und freuen uns, dass die Person anscheinend keine schwerwiegenden Verletzungen erlitten hat. Und sagen wie immer Danke an die Rettungskräfte, die bei dem Sturm sicher Besseres zu tun gehabt hätten…
Bitte
Fakt: Es gibt Tage, an denen die Bedingungen positiv formuliert „mehr als durchaus sportlich“ sind. Indikatoren dafür sind amtliche Warnungen vor Sturmböen, allgemeine Sturmwarnungen, Gewitterwarnungen und lange angekündigte Sturmtiefs mit prognostizierten Windgeschwindigkeiten jenseits der 50kn. Erwähnte ich schon ablandigen Wind?
Fakt: Es gibt Spots, an denen die Bedingungen auch dann nicht ungefährlich sind, wenn es nicht die o.g. Tage sind. Auflandiger Wind, Uferbebauung, Bäume, Deiche, Turbulenzen in der Start- und Landezone – um nur ein paar Beispiele für solche Spots zu nennen.
Und dann gibt es die Situationen, wo genau diese Spots eine Verabredung mit den mehr als sportlichen Bedingungen haben.
Der Spot in Ludwigsburg ist ein solcher Spot und das Sturmtief Zacharias hat über mehrere Tage in den Vorhersagen und Prognosen deutlich mehr als sportliche Bedingungen auf allen Kanälen angekündigt – egal ob Windfinder, Windy, DWD, Unwetterzentrale. Und die Ankündigungen waren nicht grundlos – das Sturmtief hatte ordentlich Kraft im Gepäck!
Jeder Wassersportler, der bei solchen Bedingungen unbedingt noch starten möchte, muss sich der mit Spot & Wetter verbundenen Risiken bewusst sein und mindestens 100% sicher gehen, dass Material und Mensch für die Bedingungen geeignet sind.
Daher unsere Bitte an Dich, der Du diesen Text gerade liest:
Bitte schalte bei Bedingungen wie z.B. heute und Spots wie z.B. Ludwigsburg Deinen Verstand auf absolute Höchstleistung ein und wäge mehrfach ab, ob Du („Ich war noch nie bei so krassen Bedingungen draußen, aber ist ja auch nur Wind.“) und Dein Material („Oh, ich habe gar keinen kleineren Schirm als meinen 9er – aber der hat ja 100% Depower, was soll schon passieren.“) den Naturgewalten und Spot-Eigenheiten wirklich gewachsen bist.
- Falls Du auch nur den geringsten Zweifel hast –> geh nicht raus!
- Und wenn alle Deine Buddys und Mitsportler Dich bitten, nicht rauszugehen (von den Kiteschulen ganz zu schweigen), denke auch darüber zumindest intensiv nach!
- Selbstüberschätzung und Unterschätzung der Naturgewalten kann lebensgefährlich sein – auch und gerade an Flachwasser-Spots mit voll auflandigem Wind und Bedingungen jenseits der 30kn-Marke.
Warum erzähle ich Dir das?
Unser Sport glänzt in den Medien in der Regel nur mit Negativ-Schlagzeilen. Unfälle, Rettungseinsätze, Suchaktionen – der Großteil dieser Nachrichten müsste gar nicht geschrieben werden, wenn die jeweils Beteiligten der oben formulierten Bitte nachgekommen wären. Oder nicht bei ablandigem Wind kiten gehen. Oder nicht in Badezonen, Naturschutzgebieten…ach, die Liste ließe sich bestimmt noch eine Weile ausformulieren.
Bitte bedenke, dass durch Unfälle und Negativ-Schlagzeilen die öffentliche Wahrnehmung unseres Sports ebenfalls ins Negative abdriftet – was im schlimmsten Fall zu Spotschließungen, Verboten und weiteren Einschränkungen führt, wodurch sich die Gesamtzahl der Kiter auf immer weniger Spots verteilen muss. Und rate, was dann passieren wird: richtig, es wird an den Spots immer voller, die Stimmung wird aus unserer Erfahrung immer aggressiver und es kommt zu weiteren Vorfällen, die ebenfalls wieder Konsequenzen fordern. Und so weiter, und so weiter…
Also sei bitte auch mit Blick auf Dein Umfeld und den Spo(r)t an sich umsichtig und vernünftig – wenn die Bedingungen krass sind, muss man nicht zwingend aufs Wasser, auch wenn die letzten Tage mit schlechtem Wetter vollgepackt waren. Es kommen auch wieder Tage mit guten Bedingungen, die weit weniger extrem sind – und glaube mir, für uns als Schule ist es keine Freude, wenn wir Kurse aufgrund von „zuviel Wind“ absagen müssen.
In diesem Sinne: ich schicke beste Grüße raus und wünsche eine gute Nacht – kite safe!
Thilo
1 Kommentar
Moin,
Wenn auch spät, aber gut und lesenswert geschriebener Hinweis und Bitte.
Hoffe es inspiriert den Einen oder Anderen sein Vorhaben gut zu überlegen.
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